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Warum arbeiten so wenig Frauen in IT-Berufen?

Frauen in IT-Berufen

Der Versuch einer Erklärung

Wie durch Zufall tauchte an diesen Tagen in unserer Twitter-Timeline ein inspirierender Artikel über den geringen Anteil von Frauen in Tech-Unternehmen auf. Veröffentlicht  im Online-Magazin EDITION F. Genau über dieses Thema haben wir schon ziemlich oft nachgedacht. Denn wir als BeraterInnen und RecruiterInnen (ja, mit Binnen-I) mit Schwerpunkt auf IT- und Tech-Unternehmen beobachten tagtäglich, dass die IT eine Männerdomäne ist. Aber muss das so bleiben?

Ich glaube, die Branche ist einfach so gewachsen.

"Männer sind stark in der Anwendung und Umsetzung vertreten, und Frauen eher in Forschung und Wissenschaft.” denkt Kristin, unsere Beraterin für IT- und Tech Professionals. Sie würde gern viel mehr IT-Frauen in tolle Jobs vermitteln, doch sowohl auf den Businessportalen als auch im Bewerberpool finden sich vor allem Männer. War das schon immer so?

Aus der Geschichte lernen

Schaut man in die noch recht jungen Geschichtsbücher der Programmierung und Computerwissenschaft, tut sich ein ganz anderes Bild auf. Tatsächlich galt gerade während des Zweiten Weltkriegs das Programmieren als Frauenberuf. Die Programmiersprache COBOL geht übrigens auf die Mathematikerin und Computerpionierin Grace Hopper zurück. Die Rekursive Funktion, die Grundlage der theoretischen Informatik, wurde ebenfalls von einer Frau, der ungarischen Mathematikdoktorin Rósza Péter, erfunden.

Auch in der heutigen Zeit gibt es herausragende Frauen in der IT, doch verglichen mit der Zahl männlicher “Superstars” sind diese leider in der absoluten Minderheit. Wie konnte es so weit kommen?

Alarmierende Zahlen - aber warum?

Seit Mitte der 1990er Jahre sinkt in Deutschland der Anteil weiblicher Auszubildender in Informatikberufen von einst 14% auf 7,5% im Jahr 2012. Schaut man in die Hörsäle, liegt die Zahl der weiblichen Informatikstudenten bei gerade mal 17%. Anders sieht es zum Beispiel in Osteuropa oder auch in Indien aus. In Bulgarien zum Beispiel liegt der Frauenanteil bei knapp 40%.

Statistik: Anteil der weiblichen Bewerber für IT-Positionen in den Top 1.000 Unternehmen, im Mittelstand und in IT-Unternehmen in Deutschland 2016 | Statista

Der Anteil weiblicher Bewerber für IT-Berufe in Deutschland 2016. Quelle: Statista

Der Job als Entwicklerin ist in Indien so normal wie der einer Marketingleiterin

“Fast die Hälfte der Studenten des Fachs Information Science & Engineering an der Universität von Mangalore in Indien sind Frauen.” beschreibt Suvratha die Situation in ihrem Heimatland. Die Software-Entwicklerin arbeitet in Leipzig und erkennt einen großen Unterschied zwischen der IT in Deutschland und Europa und der in Indien und Asien. Auch der Entrepreneur-Gedanke ist bei Frauen in Indien viel weiter verbreitet als hier. Ein Job als Entwicklerin ist in Indien so normal wie der einer - sagen wir - Marketingleiterin. Und wenn man als Frau ein IT-Startup gründet, ist man eher Durchschnitt als Exot.

MINT aber nicht fresh?

Ist es wirklich das unattraktive Image, das IT-Berufen und generell den sogenannten MINT-Berufen anhängt? MINT-Berufe, das sind Berufe in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Hier ist der Frauenanteil seit vielen Jahren besonders gering. Und gerade hier werden händeringend Fachleute gesucht. Dabei gibt es gerade hier die attraktiven, sicheren und zukunftsträchtigen Jobs! Da stimmt doch was nicht, oder?

Verschiedene Initiativen versuchen, MINT zu einer neuen Attraktivität zu verhelfen. Veranstaltungen in Schulen und an Universitäten sollen den Nachwuchs auf die Themen der Zukunft sensibilisieren: Digitalisierung, Energiewende, Autonomes Fahren, IoT, KI…

Die Schulen und Universitäten sind in der Pflicht.

“Gerade die Kids müssen früh angesprochen und begeistert werden für diese Themen. Zum Beispiel mit einem speziellen Girls’ Day in IT-Unternehmen. IT ist keine piefige Männerbranche. IT ist unglaublich vielfältig. Das sollte man so oft es geht zeigen.” meint Kristin. Und Julia, unsere Verantwortliche für das Hochschulmarketing, fügt hinzu: “Die Schulen und Universitäten sind in der Pflicht. Dafür müssen sie allerdings auch gewappnet sein. Ohne die Unterstützung von Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft funktioniert die Sensibilisierung von Nachwuchs-Fachkräften nicht. Das müssen auch die Unternehmen endlich verstehen und sich ebenfalls in Förderprogrammen engagieren.”

Was wir tun können

Wir von IT VISTA glauben, dass wir durch unsere Arbeit das Image der IT-Berufe auch weiter so verändern, dass mehr und mehr Frauen in dieser tollen Branche arbeiten. Ob in der Sensibilisierung von Unternehmen für das Thema Nachwuchsarbeit oder bei der passenden Ansprache möglicher Kandidatinnen. Wir wollen einfach viel mehr Entwicklerinnen, Projektmanagerinnen, Designerinnen, Testerinnen, Scrum Masterinnen in dieser tollen Branche sehen!

Kleiner Tipp

Auf Twitter kann man übrigens einer Reihe sehr inspirierender Profile folgen, die sich dem Thema “Women & Tech” und vor allem “Girls & Tech” widmen. Hier eine kleine Auswahl:

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