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Das Job-Interview: Von Syrien nach Leipzig

Job Interview Developer aus Syrien

Die Welt der IT ist groß und farbenfroh. Darum geben wir in unserer Interview-Serie jeden Monat Einblicke in die tägliche Arbeit von Entwicklerinnen und Entwicklern, Projektmanagern und Gestaltern aus verschiedensten Bereichen der IT. Wir sprechen mit ihnen über ihren Werdegang und ihre Berufserfahrungen, persönliche Ziele und die Herausforderung, fernab der Heimat einen Neuanfang zu starten.

In diesem Monat sprachen wir mit Ahmad*. Er kam vor zweieinhalb Jahren von Syrien nach Deutschland und arbeitet seit einem Jahr und zwei Monaten als Software-Entwickler in einem Leipziger IT-Unternehmen. Ob als Projektmanager, Requirements Engineer, Dozent oder eben Software Developer - Ahmad hat in 14 Jahren in der IT die Vielfalt der Branche kennen- und lieben gelernt. Doch unterm Strich, sagt er, ist IT überall gleich - egal ob in Syrien, Saudi Arabien, dem Libanon oder Deutschland.

Ahmad, wie lautet Deine konkrete Jobbezeichnung?
Ich bin Backend-Entwickler und arbeite hier in Leipzig. Ich programmiere vorrangig mit Java.

Den Sprachkurs habe ich abgebrochen, um mich direkt in die Arbeit zu stürzen. Das ist jetzt genau ein Jahr und zwei Monate her.

Wie lange hast Du nach diesem Job gesucht?
Oh, das ging schnell. Ich bin vor zweieinhalb Jahren nach Deutschland gekommen. Nachdem ich meinen Integrationskurs absolviert habe, konnte ich mit dem Deutschkurs auf B2-Niveau beginnen. Über Xing kam ich dann in Kontakt mit IT VISTA. Nach einem Telefonat und zwei Vorstellungsgesprächen konnte ich sofort bei meinem jetzigen Arbeitgeber anfangen. Den Sprachkurs habe ich abgebrochen, um mich direkt in die Arbeit zu stürzen. Das ist jetzt genau ein Jahr und zwei Monate her.

Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?
Der beginnt für gewöhnlich mit meinem “Morgenkaffee”: Ich teste mit meinem Team die aktuellen Integrationen. Danach folgt das Bugfixing. Wir haben regelmäßige Meetings, in denen wir die Projektfortschritte besprechen. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, neue Features zu entwickeln und zu testen. Wir entwickeln agil mit Scrum.

Mit welcher Sprache programmierst Du am liebsten?
Ich programmiere hauptsächlich in Java bzw. mit Java EE. Das macht mir auch am meisten Spaß.

Wie erklärst Du Freunden oder Deiner Familie Deinen Beruf?
Systementwicklung ist wie eine Black Box. Wir als Entwickler arbeiten daran, dass solche Systeme, zum Beispiel in der Automobilindustrie einfacher und besser bedient bzw. genutzt werden können. Oder noch einfacher erklärt: Wir schreiben und überprüfen den Code, der die Basis von digitalen Systemen ist. Funktioniert der Code, funktioniert auch das System.

In Deutschland ist es normal, dass man spätestens nach zwei Monaten mit den Kollegen nach Feierabend auf ein Getränk ausgeht. Das finde ich gut.

Gibt es Unterschiede zwischen den Unternehmenskulturen in Deutschland und den Ländern, in denen Du bereits gearbeitet hast?
Ich habe in den vergangenen 14 Jahren in verschiedenen Ländern gearbeitet und meine Erfahrungen gesammelt. Jedes Land hat eine andere Arbeitskultur. Das muss man immer im Hinterkopf haben. In Deutschland gibt es zum Beispiel viele unterschiedliche Konzepte der Unternehmens- und Teamführung. Hier pflegt man die Beziehungen zu Kollegen auch ganz anders als zum Beispiel in Syrien oder dem Libanon.

In Deutschland ist es normal, dass man spätestens nach zwei Monaten mit den Kollegen nach Feierabend auf ein Getränk ausgeht. Das finde ich gut.

Feilt an Euren Coding-Skills. Programmiersprachen kennen keine Grenzen.

Hast Du einen Tipp für Leute, die nach Deutschland kommen und in der IT arbeiten möchten?
Die IT macht es einem recht leicht. Programmiersprachen sind international. Und auch die Teams sind meist international. Wenn man also Erfahrung mit Programmiersprachen hat, ist das bereits eine gute Grundlage und trägt zur Verständigung bei.

Klar, viele Dinge, die ich in meiner Heimat gemacht habe, kann ich hier nicht tun. Ich habe zum Beispiel neun Jahre als Dozent an einer Universität gearbeitet. Das ist mir hier nicht möglich, da ich die deutsche Sprache noch nicht fließend beherrsche. Um als Dozent oder eben in anderen Unternehmensbereichen arbeiten zu können, benötigt man mindestens einen absolvierten C1-Sprachkurs.

Aber ich “spreche” Java, darum habe ich die Chance ergriffen. Denn die IT ist meine Welt. Ich liebe es, Prozesse zu strukturieren und Lösungen zu finden.

Mein Tipp ist also: Feilt an Euren Coding-Skills. Programmiersprachen kennen keine Grenzen. Software-Entwicklung ist daher optimal, um in einem Job hier in Deutschland einzusteigen. Und das Angebot ist groß.

*Name von der Redaktion geändert

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